Im heutigen Buchtipp geht es um das Buch „Forever Deix – der Jubelband“ von und über den Karikaturisten Manfred Deix. Österreich hat in den letzten Jahrzehnten viele gute Karikaturisten hervorgebracht, zwei jedoch stachen für mich besonders hervor. Zum einen Gerhard Haderer, zum anderen eben Manfred Deix. Ich gehörte ganz klar der Haderer-Fraktion an, da seine Karikaturen schön, elegant, fast schon fotorealistisch waren. Die „schiachen Deix-Figuren“ hingegen sprachen mich nicht so an, seine Reime in den Karikaturen fand ich aber damals schon toll. Deix war ein begnadeter Reimer, immer auf den Punkt!
Deix forever
Mit den „schiachen Deix-Figuren“ habe ich mich zwischenzeitlich schon lange ausgesöhnt. Weiß ihre hässliche Schönheit inzwischen zu würdigen, die den Österreicher von seiner dunklen, „schiachen“ Seite zeigen. Und vielleicht auch deshalb auf den ersten Blick abstoßend wirken.
Der Jubelband über den 2016 verstorben Künstler erschien wohl nicht zufällig kurz vor seinem 70. Geburtstag, den er am 22.2.2019 gefeiert hätte. Darin erfahren wir einiges über das Leben des Künstlers, über seine künstlerischen Anfänge, seinen Werdegang, seine Vorlieben, seine große Liebe, seine Katzen-Obsession, seine Liebe zu den Beach Boys, aber auch seine Schwächen wurden nicht ausgespart. Der Schwerpunkt dieses epischen Werkes liegt aber natürlich auf seinen Zeichnungen.
Zeitgeschichte
Die gesammelten Karikaturen in diesem Buch stellen unbestreitbar ein Stück österreichische Zeitgeschichte dar. Auch prominente Weggefährten kommen darin zu Wort. So auch Kabarettist und Schauspieler Lukas Resetarits, der anmerkte, dass dieses Werk in keinem Haushalt und in keiner Bibliothek des Landes fehlen sollte. Zumindest Zweiteres sehe ich genau so und so finde ich es toll, dass dieses Werk in der Bibliothek Tarrenz zu finden ist. Obwohl in seinen Zeichnungen auch „nackte Tatsachen“, männliche („Zumpferln“) wie weibliche, zu sehen sind. Aber in Zeiten, in denen sogar Pornofilme nur mehr wenige Mausklicks entfernt sind, sollte dies kein Problem mehr darstellen.
Und nun … Werbung!
Kleine Werbung für die Bibliothek Tarrenz (Bib)! Liebe Freunde des Zeichnens und der guten Karikatur: Um in den Genuss des opulenten (304 Seiten!) Deix’schen Jubelbandes zu kommen, müsst ihr das edle, jedoch auch kostspielige Werk (49,95 Euro), nicht unbedingt kaufen! Leiht es euch doch einfach aus der Bibliothek aus, so wie ich! Und wenn ihr noch nicht Mitglied dort seid: Der Jahresbetrag beläuft sich auf nur 15 Euro (für das heurige Restjahr sogar nur mehr 7,50!), also weniger als ein Drittel des Kaufpreises des Deix-Jubelbandes! Eine solche Mitgliedschaft ist ein win-win-Situation für alle, denn:
1) Für den Preis EINES Buches (sprich 15 Euro) kannst du im Jahr VIELE tolle neue Bücher lesen.
2) Je mehr Leser und Ausleihungen, desto mehr Förderungen für die Bib.
3) Je mehr Einnahmen, desto mehr neue Bücher kann die Bib kaufen.
Fazit
Wie auch immer, lest dieses Buch, gebt euch den Karikaturen hin, die uns humorvoll UND gnadenlos die unschönen Seiten unser trauten Welt zeigen, die auch in jedem von uns mal mehr und mal weniger zu finden sind. Aber bitte nicht einfach nur drüberblättern, sondern sich ein wenig Zeit nehmen für die Karikaturen. Denn erst dem mit dem Auge etwas verweilenden Leser entblößt sich die Schönheit des Deix‘schen Universums und seine nicht immer auf Anhieb zu erkennende Liebe zu den Menschen.
Zum Schluss … einen hab ich noch!
In der Zeit, als ich den Deix las, saß ich in einem Restaurant, zum Mittagessen. Unvermittelt schaute ich nach links, zum Nachbartisch und traute meinen Augen nicht! Ich sah dort einen Mann sitzen, in kurzer blauer Hose, mit dicken weißen Waden und ebensolchen Schenkeln, der Bauch quoll unter dem T-Shirt hervor, die dicken weißen Arme und die klobigen Hände und auch das Gesicht und sogar die Frisur … neben mir saß eine zum Leben erweckte Deix-Figur! Der Anblick war bizarr und zugleich unwirklich schön. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden. Es war mir fast schon peinlich, aber ich hoffe mal, dass die Familie nichts bemerkt hat. Spätestens da wurde mir klar, Deix lebt! Forever!
„Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik, Schärfe ergibt für mich keinen Sinn. Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen?“ - Manfred Deix