Der Musiker David Robert Jones, besser bekannt als David Bowie, ist tot. Als ich gestern die Meldung las, überfiel mich kurz große Traurigkeit. Wie wenn ein guter Freund gestorben wäre. Der für mich zweitgrößte Musiker unser Zeit ist nicht mehr. Ähnliche Trauer empfand ich nur, als ich vom Tode des größten Musikers unserer Zeit erfuhr. Ich kann mich noch gut daran erinnern, ich saß nach dem Mittagessen im Rastland in Nassereith an der Bar und schlürfte einen Kaffee, als ich das Unfassbare im Radio hörte: "Michael Jackson, der „King of Pop“, ist tot!"

Let‘ s dance

Meine ersten Begegnungen mit David Bowie (DB) hatte ich Anfang der 80er-Jahre: Beim „Siber“ („Kult-Disco“ der 80er in Tarrenz) schüttelte ich meine Gebeine zu „Let’s dance“, im Fernsehen sah ich das Video von „Ashes to Ashes“ und war von dessen Optik und vom Song fasziniert. Bis heute. Die neue deutsche Welle überrollte uns und ganz vorne mit dabei „Major Tom“ von Peter Schilling. Und damit verbunden natürlich das „Original“ von DB, „Space Oddity“ aus dem Jahre 1969, quasi der Soundtrack zur ersten Mondlandung, der DB berühmt machte. Kurz gesagt, ich war Bowie-infiziert und begab mich auf weitere Suche.


No information

Was damals in den 80ern nicht so einfach war. Es gab kein Internet, kein Wikipedia, kein Youtube, kein nichts. Infos bezog man aus Zeitschriften (Bravo, Rennbahn-Express), dem Radio, aus Jugend-/Musiksendungen im ORF und von Gleichgesinnten. Und natürlich durchforstete man die Plattenläden in Imst und Innsbruck. Mein erster Tonträger von DB war noch eine Kassette! Ich weiß nicht mehr genau welche, jedenfalls war „TVC15“ drauf, das ich damals rauf und runter gehört habe.


Konzert

Highlight war dann natürlich DB live! Erlebt Anfang der 90er in Linz auf seiner (zwischenzeitlichen) Abschiedstournee. War ein tolles Erlebnis, beim Gedanken an „Ashes to Ashes“ bekomme ich heute noch Gänsehaut! Danach mit meinem damaligen besten Kumpel Peter noch in die Linzer Altstadt, und dann um 3 Uhr früh, gedopt mit ein paar Red Bull, mit fast durchgehend 200 km/h auf der menschen- und autoleeren Autobahn zurück in die Heimat gerast.


Sammlung

Über die Jahre habe ich mir eine ziemliche Sammlung an DB zugelegt. Ist jener Künstler, von dem ich am meisten CDs besitze. Vom poppigen „Let’s dance“ bis hin zu den eher düsteren, mich aber nicht weniger faszinierenden Sachen wie z.B. „Warszawa“ oder „Subterraneans“ auf „Low" (die auf Best-of-Alben natürlich nicht zu finden sind).
Nicht zu vergessen eines meiner Lieblingsweihnachtslieder, welches er gemeinsam mit Bing Crosby eingesungen hat: „The little drummer boy / Peace on earth“ (auch wenn er selber damals scheints nicht so happy darüber war. Anyway.)


Vielfalt

Letztes Jahr kaufte ich mir die 3-CD-Best-of „Nothing has changed“, auf der 59 Songs (!) drauf sind. Eine Zeitreise von damals bis heute. Und von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen (3?) finde ich alles darauf von wirklich gut bis sehr sehr gut. Das Coole dabei: mit den Songs, die NICHT auf dieser Best of sind, könnte man locker noch eine weitere Best-of-CD machen, die eine Qualität hätte, die viele Hitparadenstürmer von heute vor Neid erblassen lassen würde! So looks it out, my friend!


Fazit

David Bowie bzw. „Ziggy Stardust“ bzw. „The Thin White Duke“, um nur einige seiner „Alter Egos“ zu nennen, war genialer und faszinierender Künstler zugleich, der viel gemacht und auch erlebt hat. Lest euch seine Biographien durch, die ja jetzt überall aus dem Boden schießen und lasst euch in Erstaunen versetzen.


Genug geschrieben. Ich mache mich jetzt auf in den Mediamarkt und kaufe mir sein letztes Werk „Blackstar“, das erst vor wenigen Tagen erschienen ist. Lieber David, Danke für deine großartige Musik und deine Inspiration. Rest in peace.

 

Nachtrag 13.1.2016: "Drama, Baby, Drama!", würde Bruce Darnell (dunkelhäutiges Jurymitglied von "Das Supertalent") jetzt wohl nach dem Lesen der letzten Zeilen sagen. Mit etwas Abstand und nach Abklingen der ersten Trauer kam mir in Erinnerung, dass in meiner Glaubenswelt das Konzept "Tod" ja nichts Schlimmes ist. Es ist nur ein Übergang. Dorthin, wo auch wir alle hergekommen sind und auch wieder hingehen werden. Der Körper bleibt hier und wird zu Staub (ja ich weiß, Drama, Baby ...) aber unsere Essenz bleibt immer und ewig bestehen. Und das Coole in meiner Glaubenswelt: wir kommen immer wieder hierher auf diese Welt, auf ein neues Spiel Leben. Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns in diesem Leben ja wieder mal. Und sonst eben in einem der nächsten. In der Zwischenzeit werde ich dich zumindest hören - auf CD.

 

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