logo blog musikMit dem Austro-Barden Wilfried (Scheutz) ist am Sonntag ein weiterer meiner Helden aus meiner Jugendzeit (den 80ern) von uns gegangen. Für mich stand Wilfried in einer Linie mit Ambros, Danzer und Fendrich. Leider erfuhr er aber nie die gleiche Anerkennung wie die drei Genannten. Vielleicht war er einfach zu wenig „Mainstream“, zu unangepasst. Ich war immer ein Bewunderer seiner außergewöhnlichen, markanten Power-Stimme, Grund genug, ihm ein paar Zeilen zu widmen.


Einer seiner ersten Songs mit dem ich in Berührung kam, war das rockige englischsprachige „Telephone Terror“. Wer Wilfried nicht kennen sollte, also vermutlich ziemlich alle, die nach den 80ern geboren wurden, weil Ö3 und weil ab 1996 dort kein Austropop mehr, hier ein paar Songtipps: „Lauf, Hase. Lauf“, „Orange“, „Südwind“, „Highdelbeeren“, „Alles leiwand“, „Lass mi bei dir sein“, das meditativ-hypnotische „Masgumje“, „Buhuhuhu“ (Trau keinem über 13), die Rockversion des „Kufstein-Lied“ und natürlich mein absoluter Favorit, sogar einer meiner Allzeit-Top-10-Deutschsprachig-Songs, das wunderbare „Ikarus“!


Konzert.
Ich schaffte es einmal auf ein Wilfried-Konzert. Es war im Jahr 2000 im Innsbrucker Treibhaus, zu seiner „Jubel-Trubel-Heiserkeit-Tour, anlässlich seines 50ers. Es war nicht wirklich gut besucht, was aber den Vorteil hatte, dass ich dafür ganz vorne war. Zwei Anekdoten dazu:


4Xang.
Zu dieser Zeit war Wilfried bereits mit seiner A-capella-Gruppe „4Xang“ unterwegs. Und während des Konzerts sagte er, dass er für diesen Abend keine Kosten und Mühen gescheut hat und er auch seine Mitsänger von 4Xang eingeladen hat und dass sie nun ein paar Kostproben ihres Könnens von sich geben werden. Ich wartete gespannt, wer denn nun aller auf die Bühne kommen wird. Dabei legten nur die Musiker ihre Instrumente beiseite und kamen nach vorn. Die Band bestand aus den anderen Sängern vom 4Xang! Das war eine gelungene Überraschung. Und auch ihr Gesang konnte wahrlich begeistern!


Unheimliche Begegnung der dritten Art.
Immer noch dasselbe Konzert. Pause. Ich ging aufs WC, öffnete die Tür und sah einen Mann am Pissoir, der gerade „sein Geschäft“ beendet hatte, sich umdrehte und auf mich zukam. Und ja, es war Wilfried. Ich ging begeistert auf ihn zu, schwärmte, wie gut mir der erste Teil des Konzertes gefallen hat und fragte ihn, ob ich ihm die Hand schütteln dürfe. Er blickte auf seine Hand und meinte „Jetzt grad besser nicht!“ Ich musste grinsen und sagte sowas wie „Ok“. Er ging dann zum Waschbecken und ich nahm seinen Platz am Urinal ein.


Flieg, Ikarus.
Blasenentleert und erfreut ob der unerwarteten Begegnung ging es mit dem wunderbaren Konzert weiter und höhepunktete am Ende mit „Ikarus“. Und ob der wenigen Zuschauer war auch genügend Platz, um die Arme auszubreiten und mitzufliegen – wunderschön!. Ich war in meinem Leben schon sehr viele Konzerte, aber dieses kleine, nicht mal gut besuchte, war für mich eines der besten. Hast mich damals gefesselt mit deiner Vielfalt und voll ins Herz getroffen. Dank dir dafür, Willi, rest in peace.


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