logo blogSelten so eine tendenziöse manipulative Berichterstattung im ORF gesehen, als gestern (10.1. 19:45 Uhr) im ZiB-Magazin in ORF1. Beziehungsweise ist es mir wohl nur aufgefallen, weil ich mich derzeit etwas intensiver mit diesem Themenbereich befasse. Wer weiß, wie viele Berichte ähnlich tendenziös waren, mir es aber auf Grund von fehlendem Hintergrundwissen nur nicht bewusst war. Die Bezeichnung „Lügenpresse“ scheint nicht von ungefähr zu kommen. Wobei im Bericht jetzt nicht direkt gelogen wird, aber die Fakten so dargestellt werden, dass der nicht so informierte Zuschauer sehr leicht falsche Schlüsse daraus ziehen kann bzw. fast muss.

 

Der Bericht beginnt und das hier gezeigte Bild ist dabei am TV zu sehen, die -21,7 % groß im Blickfeld. Bilder sagen ja mehr als tausend Worte, heißt es, prägen sich besser ein. Die Texte aus dem Bericht sind kursiv dargestellt.

 

ZiB-Magazin-Moderatorin mit Gender Pay Gap im Hintergrund


Mit der Frage: „Wieviel verdient denn mein Kollege, der dieselbe Arbeit macht wie ich?“, beginnt die Sprecherin den Bericht.
In Deutschland müssen Unternehmen ihren Angestellten seit heuer darüber Auskunft erteilen. Anders in Österreich, hier gibt’s kein Transparenzgesetz. Allerdings sind große Unternehmen verpflichtet, sogenannte Einkommensberichte zu veröffentlichen. Was lässt sich daraus ablesen und wie schaut‘s überhaupt aus bei uns mit der Gleichberechtigung?
Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern in Österreich ist eine der größten Europas. Frauen verdienen hierzulande immer noch 21,7 % weniger als Männer.“ (Während dieser Satz gesprochen wird, wird das Schreiben dieser Zahl in groß eingeblendet.)


Kein Wort darüber, wie diese Zahl zustande kommt bzw. was da zusammengerechnet wurde, nämlich: die Löhne aller Frauen und die Löhne aller Männer, woraus dann ein Durchschnittslohn für die Frau bzw. den Mann errechnet wurde. Hier wird also NICHT der Lohn für DIESELBE Arbeit verglichen, wie es der erste Satz des Berichtes eventuell glauben machen könnte. Hier werden einfach alle Branchen in einen Topf geworfen, es wird nicht berücksichtig, dass Frauen eher in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, dass Frauen viel mehr Teilzeit arbeiten als Männer und dadurch natürlich weniger verdienen oder dass eben mehr Männer in Führungspositionen tätig sind. Diese wichtigen Zusätze zum Einordnen dieser Zahl, dass es sich hier um den "unbereinigten" Gender Pay Gap handelt, dies alles wird dem Zuschauer einfach verschwiegen.


Der Beitrag dauert 3 Minuten, erst bei Minute 2:36 (!) wird dann diese Zahl (-21,7 %) doch noch in einem Halbsatz ein wenig relativiert, allerdings nur sehr halbherzig und vermutlich nur, damit man dem Beitrag nicht völlige Irreführung vorwerfen kann. Hier die entsprechende Textpassage der befragten Expertin:
Selbst wenn man jetzt alles herausrechnet, kommt man immer noch auf einen Rest von zwischen 7 bis 10 %, der nicht erklärbar ist und der eben dieser Bereich ist, wo wir sagen, hier würden wir das als tatsächliche Diskriminierung bezeichnen.


Der in diesem Thema unbedarfte Zuschauer hat vermutlich keine Ahnung, was da jetzt mit dem ersten Teil des Satzes gemeint ist und worauf sich dieses „alles herausrechnen“ bezieht. Und es wird ihm auch weiterhin nicht gesagt. Zudem ist der Restwert von 7-10 % eine sehr wohlwollende Schätzung im Sinne des Berichtes. In Deutschland, wo ähnliche Zahlen vorliegen wie bei uns, spricht man von 6 %, manche Studien kommen beim korrigierten Gender Pay Gap gar nur mehr auf 2 % Unterschied. Und es ist überhaupt nicht klar, dass dieser verbleibende Unterschied etwas mit Diskriminierung zu tun hat, wie es die befragte Expertin behauptet.


Hier vier Links zu Youtube-Videos zum Thema „Gender-Pay-Gap“. Schaut sie euch an und bildet euch eure eigene Meinung, wie seriös der ORF da berichtet hat. Das 1. Video ist auf Englisch – aber es lohnt sich, es anzusehen. Wer des Englischen etwas mächtig ist, sollte es problemlos verstehen.

Ein Beitrag aus Amerika – highly recommended!

auf Deutsch, eine Reaktion auf einen ähnlichen Beitrag in der Tagesschau (ARD)

und hier einer meiner Lieblings-Youtuber etwas länger zum Thema, deshalb auf zwei Videos aufgeteilt:

Teil 1

Teil 2


Als Draufgabe noch ein kleines „Gimmick“, womöglich der sichtbare Hinweis, dass man es mit der Erstellung des Beitrages (bewusst oder unbewusst) nicht so genau genommen hat. Finde den (Rechtschreib-)Fehler, im Durchschnitt sollte das nur ein paar Sekunden dauern …

 

Statistik mit Rechtschreibfehler

 

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