Da mache ich im Zwiderwurz feste Werbung für die Sendung „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“, vor allem wegen der guten, lässigen, intimen, freundschafltichen Stimmung unter den Musikern und dann das!
Heute waren die Songs vom Rapper Motrip an der Reihe. Von Haus aus schon etwas schwieriger zu interpretieren, als herkömmliche Songs. Und dann geht Michael Patrick Kelly her und nimmt tatsächlich den persönlichsten Song von Motrip, mit dem Namen „Embryo“. Darin geht es um eine tatsächliche Abtreibung, die er (Motrip) und seine Frau damals in ganz jungen Jahren gemacht haben. Mit diesem Song versuchte Motrip, das damals Geschehene irgendwie zu verarbeiten.
Ich weiß nicht, was den Michael da geritten hat, diesen Song zu singen. Schon bei Nico Santos hatte er den Song genommen, in dem Santos den Tod seines besten Freundes besang. Was ist sein Ziel, so viele Song-Gastgeber wie möglich zum Weinen zu bringen? Das war damals ja noch in Ordnung, konnte dann im Gespräch aufgefangen werden. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob jemand den Tod eines geliebten Menschen besingt, oder ob sich jemand selber die Schuld gibt, ein Leben genommen zu haben!
Motrip war nach dem Song natürlich emotional zerstört, alles schön eingefangen von den Kameras. Der Mann war wie versteinert. Man sah, wie er versuchte, das Gefühlschaos in ihm nicht nach außen zu lassen, nicht komplett die Fassung zu verlieren. Ein erzwungener Seelen-Striptease, voll in die Fresse! Die Stimmung war dann ziemlich gedrückt, man könnte sagen: am Tiefpunkt. Danke, Michael. Toll, wie super du dich einfühlen kannst.
Und das mit der Kinderstimme am Anfang, damit es auch richtig einfährt, wow. Du bist der Beste, wir haben es kapiert. Aber hat es das in dieser Sendung wirklich gebraucht? Ich glaube nicht. Die Sendung ist auch ohne mutwillig provozierte und von den Kameras schön festgehaltenen Erschütterungen und Tränenflüssen gut genug!
Ein guter Gastgeber macht sowas nicht, der schaut auf das Wohl seiner Gäste. Da hat mich der Michael Patrick ein wenig an den Jan Böhmermann erinnert, der auch alles macht, ohne Rücksicht, nur für die Quote. Das war in meinen Augen einfach „too much“, über der roten Linie.
Gott sei Dank hat Kelly zumindest nicht die Auszeichnung für den Song des Abends von Motrip bekommen - als endgültige Selbstgeißelung. Sondern die wunderbare Ilse Delange für ihre tolle Country-Version des Rap-Songs „Zuhause ist wir“. Und der Michael? Der hat auch was bekommen - nämlich einen dicken Minuspunkt von mir! Wird ihm egal sein. Trotzdem.
Ich freue mich jedenfalls schon auf nächste Woche, wo die Songs von Jan Plewka und seiner Band „Selig“ an der Reihe sind. Ein echt cooler Typ, den hatte ich bisher nicht auf dem Schirm.