Ich sehe mit einer Mischung aus Erschaudern und Faszination, was in einer Partei so abläuft, wenn der Gender-Feminismus dort die Oberhand gewonnen hat. Derzeit zu sehen an den Grünen im Allgemeinen und den Tiroler Grünen im Besonderen. (Spoiler bzw. Teaser: Nehmt euch bitte die Zeit und lest den ganzen Text, die daraus gewonnene Erkenntnis am Ende hat mich nämlich selber überrascht!)

 

Der Auslöser, der Skandal, das „Luder-Gate“:

Ein sichtlich (warum auch immer) genervter LHStv. Josef Geisler (ÖVP) ließ sich von einer WWF-Aktivistin bei der Überreichung einer Petition kurz aus der Fassung bringen, weil diese seinen Einwurf in ihre Rede abblitzen ließ und sprach – besser gesagt – er murmelte die Beleidigung „widerwärtiges Luder“ vor sich hin. Das war natürlich nicht in Ordnung. Geisler hat sich für diese menschenverachtende und traumatisierende Beleidigung inzwischen mehrmals bei der Aktivistin entschuldigt. Nochmal: Es geht bei der ganzen Sache um EINE Beleidigung, bestehend aus ZWEI Worten, aus einer Emotion heraus. Geisler hat die Frau nicht angeschrien, bedroht, geohrfeigt, sexuell belästigt oder sonst was. Nur zwei (zugegeben beleidigende) Worte des Unmutes. Das reicht heute aus, um an den Pranger gestellt und zum Abschuss freigegeben zu werden. Entschuldigungen spielen keine Rolle, denn: Eine Frau wurde beleidigt, von einem MÄNNLICHEN Würdenträger, da kann es aus feministischer Sicht nur eine Strafe geben – die (be-rufliche) Vernichtung dieses Mannes!

 

Wortmeldungen der Grünen dazu:


LHStv. Ingrid Felipe, das Aufrechterhalten der schwarz-grünen Koalition in Tirol im Auge habend, versucht sich schlichtend:
„In meiner feministischen Grundhaltung geht es auch darum, dass man schaut, wo es Versöhnlichkeit gibt. Immer nur ‚Auge um Auge‘ ist nicht mein Verständnis von Feminismus.“


Ein Tweet der Tiroler Nationalratsabgeordneten Barbara Neßler zeigt an, wo die Reise hingehen soll:
„Feminismus sorgt dafür, dass Sexisten in politischen Spitzenpositionen nichts verloren haben.“

Meri Disoski, die grüne Frauensprecherin im Nationalrat, spricht es endlich mal aus, dass für Versöhnung im Feminismus kein Platz ist. Sie schränkt das zwar auf Sexisten ein, aber für eine gute Gender-Feministin sind ja (Achtung: Verschwörungstheorie bzw. Unterstellung meinerseits!) fast alle Männer irgendwo Sexisten, die patriarchalische Strukturen (was immer das auch genau ist) aufrechterhalten wollen, um Frauen unterdrücken zu können. Sie lässt wissen:
„In meiner feministischen Grundhaltung geht es nicht um Versöhnung mit Sexisten, sondern um ein grundlegendes Aufbrechen und Verändern patriarchaler Strukturen und Machtmechanismen.

Auf Grund ihrer gemäßigten Haltung in dieser Sache wird nun auch schon intern fleißig am Stuhl von LHStv. Felipe gesägt. So forderte der Grüne Innsbrucker Gemeinderat Dejan Lukovic bereits IHREN Rücktritt, wirft ihr „Versöhnung“ und einen „Schulterschluss mit dem Patriarchat“ vor.

 

Versöhnung?!? WTF!

Versöhnung und Vergebung scheinen wohl nicht so das große Ding im neuen Feminismus zu sein. Es geht mehr um Spaltung und Vernichtung. Hier gerade um jene von Josef Geisler. Und wenn nicht der, dann zumindest jene der Ingrid Felipe? Da ist der Feminismus scheints gnadenlos, irgendein Kopf muss wohl rollen. Ob es nun sehr vernünftig ist, das Zugpferd der Partei schlachten zu wollen, lasse ich mal dahingestellt. Aber Vernunft bzw. Logik scheinen im Gender-Feminismus (ideologietypisch bedingt) ohnehin keine allzu große Rolle zu spielen.

 

Fazit:

EIN emotionaler Ausrutscher bzw. Aussetzer mit ZWEI gemurmelten Worten ergibt folgendes Urteil: Josef Geisler ist nun ein verdammter Sexist, Frauenverachter und sogar Frauenhasser (die letzten beiden Aussagen wurden von Hans Rauscher im Standard ins Spiel gebracht).

 

Ausblick

Bin neugierig, wie es weitergeht. Denn ich glaube es der hübschen Barbara Neßler (ja, ich weiß, das war auch sexistisch, Objektivierung einer Frau und bla bla bla) wenn sie im Ö1-Mittagsjournal sagt, dass in dieser Sache „das letzte Wort noch nicht gesprochen“ sei.

Vielleicht schaffen es die Grünen in ihrer diplomatischen, versöhnlichen Art ja doch noch, wegen dieser (upps, fast hätte ich Todel doch „Lappalie“ geschrieben, Verzeihung) staatstragenden Angelegenheit Neuwahlen vom Zaun zu brechen. Aber Vorsicht, liebe Grünen, das könnte in Corona-Zeiten wie diesen ins Auge gehen. Zumal diesmal wohl kein helfender „Greta-Stimmen-Turbo“ zur Seite stehen wird …

 

By the way – nebenbei bemerkt:

Laut unseren „neutralen“ Medien ist die Meinung einhellig: Geisler ist rücktrittsreif. Bin ich der Einzige, der das anders sieht, bin ich vielleicht auch nur ein Sexist? Oder getraut sich das, mit Ausnahme von Tirols Landeshauptmann Platter, nur niemand mehr öffentlich zu sagen, weil die Person dann ebenfalls sofort ins Fadenkreuz der sogenannten „Social Justice Warriors“ und des Feminismus geraten würde, „er“ ebenfalls als Sexist bzw. „sie“ als Verräterin an der Sache der Frau gebrandmarkt werden würde? Wann ist unsere Gesellschaft so überempfindlich geworden, wann hat diese vermaledeite „Political Correctness“ bei uns Einzug gehalten, dieses Instrument der Manipulation, des Gefügigmachens und der Meinungssteuerung?

 

Kleines Gedankenexperiment:

Was wäre, wenn eine FRAU diesen „Luder-Sager“ gemacht hätte? Würde ich die Sache dann auch als Lappalie abtun? Ja, natürlich, weil es mir um die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem Geschehen (einmalige Beleidigung mit zwei Worten aus der Emotion heraus), den Schlussfolgerungen (Sexist, Frauenhasser) und den geforderten Konsequenzen (Rücktritt) geht, weil mir diese unsägliche „Political-Correctness-Kacke“ unsagbar auf den Geist geht, unabhängig vom Geschlecht. Hätten andererseits die (u.a. oben angeführten) Grün_:*Innen bei einer Frau genau so heftig reagiert wie jetzt? Ich bezweifle es. Dann bliebe die Frage: Wer wären dann in dieser Sache die eigentlichen Sexisten (Sexismus = Diskriminierung, Benachteiligung einer Person wegen ihres Geschlechts)?
Denk mal darüber nach.

 

Übersicht / Startseite