Um es mit einem abgewandelten Werbe-Spruch zu sagen: „Also was sich der Ö3 wieder mal erlaubt hat!“ Was ist passiert?
Nun, mein „erstes Mal“, das war mit den Dire Straits. Also mein erstes richtiges Konzert. Das hat geprägt, bin Fan bis heute. Und ab und an spielt Ö3 den Hit „Sultans of swing“. Das Werk hat 6 Strophen, zwischen 5 und 6 gibt es ein Gitarren-Solo. Leider spielt Ö3 das Lied nie ganz aus, nach dem Gitarren-Solo faden sie langsam aus. Dachte ich bisher. Aber es ist noch viel schlimmer!!
Aus einer Laune heraus hatte ich vor einiger Zeit den Text von „Sultans of swing“ auswendig gelernt. Und als ich letztens den Song auf Ö3 hörte, wollte ich testen, wieviel ich davon noch intus habe. Nach Strophe Nummer 3 folgte dann die Kata-Strophe! Noch ein kurzes Gitarren-Solo und Ende – aber nicht wie bisher geglaubt das Solo zwischen 5 und 6, sondern die letzten 30 Sekunden vom Schluss. Es fehlen somit Strophe 5, Strophe 6, sowie das Gitarren-Solo dazwischen! Von dem Song, der ursprünglich 5:34 Minuten dauert, wurden einfach ca. 2:20 (!) Minuten herausgeschnitten, damit er auf Ö3-Standardnorm-konforme knappe 3 Minuten kommt! Weg mit allen Ecken und Kanten. Zurechtgeschnipselt für die wunderbare Ö3-Formatradio-Welt.
Leider kein Einzelfall:. „You get what you give“ von den New Radicals dauert im Original auch ca. 5 Minuten, auch hier stirbt der Song nach ca. 3 Minuten den Abwürg-Tod, obwohl der für mich beste Teil erst noch kommen würde.
Gar an ein Verbrechen grenzt die Kürzerei bei „Light my fire“ von den Doors. Ein Klassiker der Musikgeschichte, dauert im Original stolze 7 Minuten, unser (S)Hitradio kennt auch hier kein Erbarmen und kürzt einfach fast den gesamten legendären Instrumentalteil raus. Nach ca. 1:10 Minuten kommt die Schere, die folgenden 4 Minuten wandern ins Daten-Nirvana und dann geht es fröhlich weiter. Das geht doch nicht! Bitte, spielt das Lied einfach nicht, bevor ihr es derart verstümmelt. Danke.
Apropos Danke: Der einzige Lichtblick in dieser Causa: am Sonntagabend „Solid gold“ mit Eberhard Forcher (19-22 Uhr), scheinbar der Einzige, der noch Ehrfurcht vor der Musikgeschichte hat und die Songs bis zum guten Ende ausspielt bzw. ausspielen darf.