Wisst ihr, was mir immer mehr auf den Geist geht (abgesehen vom „Inder“ in der Telering-Werbung)? Es ist dieses immer-perfekter-werden in der Fernsehwelt.


Alles wird immer perfekter. Nehmen wir die ganzen Sportveranstaltungen, z.B. die Schirennen. Überall ist nun ein Experte dabei, der einem alles genau erklärt, ein Guru, der alles zerlegt und zerpflügt, einem sagt, was Sache ist, einem die Meinung, die richtige (!) Meinung, auf dem Silbertablett serviert, einem das Denken abnimmt, ist eh so schwer. Mir geht das auf die Eier! Ich will einfach nur einen Österreicher siegen sehen, mehr nicht. Zuviel verlangt? OK, im Sport meistens schon, aber trotzdem …


Oder meine Lieblings-Casting-Show „The Voice of Germany“ – vor jedem Auftritt perfekte, gezielt Emotionen erzeugende Einspielfilme, beim Auftritt dann oft ein „passender“ Kommentar eines Freundes/Verwandten hinein geschnitten, dann die Quoten aus dem Internet, wo unser österreichischer Beitrag, die Doris Golpashin, immer schon vor der Verkündung begeistert „Wow“ sagt, egal, wie hoch die Quoten dann sind. Die Doris, die immer diesen leicht lasziven Blick samt ebensolcher Stimme drauf hat, und die ich trotzdem nicht sexy finde, sie mich vermutlich auch nicht, aber ich bin ja auch nicht im Fernsehen, aber egal, dieses Perfekte in allen Shows und Veranstaltungen (abgesehen von „Wetten, dass …) ist auf Dauer einfach ermüdend, beinahe zermürbend, weil eben überall, weil keine Überraschungen mehr, weil stylisch, aber steril.


Selbst die Zugaben im gestrigen Finale waren alle genau geplant. Da freute es einen schon mal, wenn der Sieger, der Andreas Kümmert, der gleich nach seinem Sieg den Siegersong nochmals schmettern musste, dann – noch von den Emotionen überwältigt – mitten im Lied mal zu singen aufhört. Aber vielleicht war sogar DAS so geplant von den Machern, so schnell und unvorbereitet wie der Andreas plötzlich singen musste …


Schöne neue Fernsehwelt. Man sehnt sich zurück in die gute alte Zeit, in der Reporter beim Schirennen als Fachbeitrag einfach nur die Zwischenzeit rausgebrüllt haben. Und die Endzeit. Mehr nicht.


Wo nicht alles perfekt getimt und gefüllt war, wo noch Platz für Charme und Improvisation war. Hätte nie gedacht, dass gerade ICH das mal sagen werde, aber: „Nieder mit dem Perfektionismus!“

 

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